skip to content
jugendspain image

Übersicht

Atmosphärisches Wochenbuch

Kopf und Geld

Matthias Ohler am 07.12.2012

-> Hier können Sie Kommentare lesen oder schreiben

Vor einigen Tagen sendete der Deutschlandfunk eine Diskussion zum Thema Währungen (Euro) und Identifikation. Einer der Teilnehmenden - Namen habe ich vergessen - wies auf etwas hin, das mich auch schon lange beschäftgit: Der Euro hat kein(e) Gesichter(er). Jedenfalls nicht auf den Scheinen. Auf den Münzen gibt es zuweilen welche. Wenig prägend allerdings.

Victor Klein sagte mir dazu: Man kann sich leicht ausmalen, welchen Duskussionen man da aus dem Weg gegangen ist. Allein in der Vielparteienlandschaft Deutschands hätte die Riege der Vorschläge von Hannah Arendt über Helmut Kohl, Käthe Kollwitz und Rosa Luxemburg zu Helmut Schmidt, Fritz Walter und Freiherr zu Guttenberg (dem Opa des Geschassten, Kopf des geheimen Geheimdienstes der Unions-Parteien gegen Willy Brandt) gereicht. Warum auch nicht? Sicher wären auch Willem Eins und Zwo genannt worden. Der Braunauer? Vielleicht von ganz wenigen. Griechenland hätte sogar Europa gehabt, es wäre aber wohl eher auf Platon und Aristoteles hinausgelaufen (geschönte Darstellungen). Alexander hätte eher keine Chance gehabt. Wen hätte es noch gegeben? Unzählige: Rene Descartes, Immanuel Kant, Marie Curie, Miguel de Cervantes, Guiseppe Verdi, Charles de Gaulle, Francois Mitterand, Silvia Sommerlath, Steffi Graf, Vaclav Havel, Emil Zatopek. Ludwig Wittgenstein, Franzl und Sissi, Frederic Chopin, Fernando Pessoa, Wolferl Mozart, Ludwig van Beethoven (für Bonn und für Wien, welche Entente-Idee!), Hölderlin, Marc Aurel, Sappho, Clara Schumann (die war mal als blauer Hunderter viel herumgereicht), Emmeline Pankhurst, ABBA, Sigmund Freud, Mara Selvini Palazzoli, ... ... ...

Von den Schweizer Geld-Köpfen kenne ich beschämenderweise keine Namen - aber man hat das Gefühl, in was ganz anderem zu stecken, wenn man sie einstecken hat und dann rausholt zum Rüberreichen. Die Identifikationsleistung von Büsten und Köpfen als Projektionsangebote wird unterschätzt. Franzl schaut in der Wiener Hofburg immer noch die Treppe runter, keiner würde sich trauen, ihn vom Podest zu holen. Damit will ich nicht Franzl das Wort reden, mir wäre Sissi auch lieber, oder gleich Ludwig Wittgenstein oder Heinz von Foerster (lustige Vorstellung). Der Euro aber kommt etwas kühl daher. Ein Wunder ist es nicht.

Ich stelle mr eine Bundestagsdebatte vor zum Thema: Die Gesichter des Euro, Ihre Vorschläge bitte. Ausnahmsweise mal ganz ehrlich geführt. Man würde viele RednerInnen ganz neu kennen lernen. Na ja, und sicher würde jemand sagen: In zwanzig Jahren mal wieder neue Scheine, der Hunderter mit Angela Merkel.

Hier können Sie Kommentare schreiben

Zur Übersicht