Atmosphärisches Wochenbuch
Biergartensymphonien
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Ich sitze im Biergarten, irgendwo im bayerischen Voralpenland. Schräg gegenüber - etwa fünf Armlängen von mir entfernt - unterhalten sich vier Menschen an einem runden grünen Tisch. Vermutlich zwei befreundete Ehepaare. Sirenenartig und mit gespitzten Lippen reden sie aufeinander ein. Ab und zu schallt ein Uiiii, ein Oooooooh, ein Neiiiiiiiin oder ein nasales Waaaaaaaaas zu mir herüber. Die aus bauchigen kleinen weißen Portionskännchen aufgefüllten Kaffeetassen wandern hektisch zu den schwatzenden Mündern und landen anschließend laut scheppernd auf den bereit stehenden Untertassen. Zwischendurch lautes Lachen, begleitet vom Klappern der Kuchengabeln auf geblümten Kuchentellern. Der Dickste aus der Truppe trompetet wie ein Dromedar in ein großes grünes Taschentuch. Von einem Moment zum anderen mischt sich langsam anschwellendes Geläut der Dorfkirche in die Szenerie mit ein und ein junges Schwein vom Nachbarhof hebt zum Quieken an. Dies veranlasst vermutlich das schwarz-braune Huhn diesseits des Zauns, laut gackernd und flatternd über den Restaurantasphalt zu rennen, so dicht an mir vorbei, dass ich den Windzug auf meinen Unterarmen spüre. Die Menschentruppe redet weiter, gnadenlos und ohne Unterlass. Ich möchte laut loslachen, entscheide mich aber still zu bleiben und genieße die abendliche Sommersonne.
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