Atmosphärisches Wochenbuch
Bodo by the way
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Gestern traf ich auf einem Kongress, den ich literarisch betreute, erfreulicherweise mal wieder Bodo Gehrke, Gründer von AVRecord und vielleicht doch ein Renaissancemensch, wenn man seine umfassenden Interessen und Bildungen irgendwie beschreiben will. Bodo erzählte mir über Bürgerversammlungen zu Plänen neuer Schienenverkehrstrassen in Norddeutschland. Die Planungen stehen im Zusammenhang mit im wahrsten Sinne des Wortes europa-übergreifenden Plänen zu Lieferwegen vom Mittelmeer nach Skandinavien.
Den anwesenden Betroffenen, um deren Grundstücke es unter anderem geht, und die sich zuerst beeindruckt über große Sandkästen und Dioramas mit Modellen der Planungen im Albert-Speer-Ausmaß beugten – „aaaah“ und „ooooh“ – sagte er schlicht und - wie ich mir vorstelle - in der ihm eigenen Gelassenheit: „Hier geht es um unser und euer Leben.“ Plötzlich änderte sich die Stimmung; den Menschen wurde klar: dies hier ist kein Cyberspiel, bei dem sie nur zuschauen; sie werden gespielt. Genauso wie man einen Weltsicherheitsrat mit billigen Computersimulationen über angebliche Chemiewaffen im Zielgebiet eigener Interessen vorführen kann, sollten hier Menschen den Eindruck gewinnen, es geschieht was ganz Bedeutendes, und sie sind dabei – nur eben sehr anders, als sie dann tatsächlich dabei sein werden, wenn sich die Pläne realisieren. Geänderter Blick- und Erlebenswinkel, geänderte Atmosphäre. Weil: geänderte Wahrnehmung des Beinhaltungsverhältnisses, in dem man sich erlebt. – 1984 ist jetzt schon fast 30 Jahre her, und im besten Wortsinne überholt, scheint´s.
Da fällt mir noch der Werbespruch von BILD ein: BILD Dir Deine Meinung. Je nach Betonung, beispielsweise mit einer kleinen Pause nach „BILD“, wird das Botschaftsgeschehen klar. Auch Meinungen bilden Zugehörigkeiten und In-Verhältnisse aus.
Jede Begegnung mit Bodo Gehrke bereichert mich ungemein.
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