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Atmosphärisches Wochenbuch

Heuhälmchen

Raimund Schöll am 23.03.2012

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Das Sommerheu landete auf dem Steintisch des Rastplatzes, an dem ich im Schatten saß und Pause von einer Autofahrt machte. Ich sah dem Schauspiel schon länger zu, wie das Heu von der Wiese hinter dem Autobahnzaun, von einer Windhose getragen, aufstieg, trichterförmig durch die Luft wirbelte und ein Teil schließlich zu mir her flog. Ein paar Minihalme verfingen sich in meinem Haar und Gesicht, es kitzelte. So brachten wir eine Zeit zu - das Heu und ich. Und ich trank währenddessen Wasser aus der Plastikflasche. Aus einer Laune heraus hatte ich plötzlich das Bedürfnis, das Heu wieder zurück über den Zaun zu kriegen - einfach so. Es sollte wieder dorthin, wo es her gekommen war, fand ich - auf die nebenan frisch gemähte Wiese. Mit Kraft blies ich auf die vielen grüngelblichen Grashalme ein, die sich mittlerweile über den Tisch verteilt hatten. Ich pustete und pustete, bis mir schwindlig wurde. Aber das Heu bewegte sich nicht, schien wie fest gepappt. Ich wunderte mich. Plötzlich kam ein Windstoß und der ganze Heutrubel verflog im Nu in alle Richtungen. Zu sehen war noch, wie ein einziges Heuhälmchen unter all den anderen Heuhälmchen tänzelnd über den Zaun zurück auf die Wiese schwebte. Während der Weiterfahrt - im Stau - musste ich dann noch eine ganze Zeit lang an das Heu und das Heuhälmchen denken.

(O.G.)

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