Atmosphärisches Wochenbuch
Dresdner Galgen und die Reaktion?
-> Hier können Sie Kommentare lesen oder schreiben
Ein handgefertigter Galgen auf der Pegida Demo in Dresden – gewidmet der Bundeskanzlerin und ihrem Vize - ragte da gestern abend plötzlich über speckige Gesichter aus der Masse heraus. Ein atmosphärische Aktant, der nunmehr ein Tabu durchbrochen hat. Jenes nämlich, dass Menschen - und seien es Politiker, Journalisten oder Promis (Dunja Hayali, Till Schweiger etc.) - weder direkt noch indirekt für ihre Meinung und Haltung mit dem Tod bedroht werden dürfen. Nach nunmehr über 70 Jahren nach Kriegsende schütten also wieder sogenannte Normalbürger als rechtsradikale Kostgänger ihre braune Gülle in die Zivilgesellschaft hinein - mit der unverholenen Absicht, diese zu Fall zu bringen. Mir fröstelt angesichts der Bilder und Töne. Und fast möchte man den Antidemokraten mit der gleichen Vehemenz antworten.
Jedoch: Den kleinen dicken Fisch mit dem Galgenschild aus der Menge zu angeln und juristisch haftbar zu machen, dürfte eigentlich kein Problem sein. Der Verfassungsschutz, die Kripo sind jetzt am Zug. Aber auch die Landespolitiker in Sachsen sollten ihre verhaltenen teils duldend verständigen Reaktionen den "Besorgten Bürgern" gegenüber endlich durch eindeutige und unverständige ersetzen. Eine zivilgesellschaftliche Atmosphäre muss politisch mitgestaltet werden. Sich wegducken, wenn der Mob marschiert, und sich allein auf die Gott sei Dank statt findenden Gegendemos zu verlassen, reicht nicht. Auch und gerade in Dresden nicht mehr. Man fragt sich, wann das endlich verstanden wird?!
Es ist auch nicht fair gegenüber denen, die sich dem braunen Mob öffentlich und täglich mit Gesicht und Namen ohne Geleitschutz (zB in Meissen) und ohne Promibonus entgegen stellen.
Kommentare
14.10.2015
Matthias Ohler
Sigmar Gabriel, ausgerechnet er, der nun symbolisch zum Henker getragen wurde, ging zum Reden hin zu den Arschlöchern. – Und er sollte es wieder tun. Noch ist der Galgen nur Modell. Und so könnte man ihn schwächen. Leider aber: Sigmar würde wieder alleine hingehen. Ohne Merkel, ohne viele andere. Und auslachen wird ihn nicht der Mob auf der Straße, sondern der an Kabinettstischen.
Hier können Sie Kommentare schreiben