Atmosphärisches Wochenbuch
Dritte Mitteilung
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Das ewig Gleiche ist es, was uns den Schweiß auf die Haut treibt, was uns aufzehrt, überfährt, diese unendlichen Wiederholungen im Alltäglichen, wie wenn ein Hund Gassi geführt wird, jeden Tag an denselben Ort hin, an den unvermeidbaren Ort, der schon seit Jahren aufgesucht wird, weil er für den Hund vermeintlich aufgesucht werden muss.
In der anderen Welt, der Welt der Kunst ist es eine ausgemachte Sache, dass sie etwas anderes macht - das Gegenteil von "Gleich" will. Die Kunst hat die Aufgabe einen zu ent-wickeln, heraus zu führen aus den selbst eingerichteten Begrenztheiten, dem ewig Gleichen, an dem wir oft fest pappen wie die Fliege im Fliegengitter, ja an dem wir fest pappen wollen - ganz im Gegensatz zur Fliege, weil alles so sein soll wie es ist.
Die Kunst pappt an nichts fest, sie reißt die Käfigtür einen Spalt auf, manchmal scheint sie dabei obzön, doch allein zu dem Zweck, uns herauszukatapultieren aus dem Karrusell der geistigen Ödnis. Das sollten wir wissen. Sie beißt nicht, überhaupt nicht, die Kunst, aber die meisten laufen vor ihr davon, weil sie sich lieber an ihren Denkangewohnheiten fest klammern, es anders gesagt nicht aufgeben wollen, fest zu pappen, weil sie Angst haben, dabei den Doppelkreis der Acht verlassen zu müssen.
Wir drehen im Leben fortwährend Achter, und wenn wir nicht aufpassen dies fast ein Leben lang. Deswegen ist der Nürburgring oder wie diese Betonpsiten sonst noch alle heißen, der Achter also, der Ausverkauf der Kreativität schlechthin. Am Rande der Acht oder mitten darin halten sich die Stumpfinnigen, Abgenutzten und all diejenigen auf, die nichts besseres zu tun zu haben als toten Maschinen dabei zu zu schauen, wie sie sich im Kreis drehen und drehen, bis einer sich am schnellsten zum Ziel hin gedreht hat. Der Achter ist die Allegorie der Hirnlosigkeit, der Fetisch der Stumpfsinnigen, er ist die Welt der Leute ohne Eigenschaften. Der Stumpfsinn dieser Welt ist eine liegende Acht.
(R.S.. Mitteilungen aus der Saugglocke, unveröffentlichtes Manuskript, 2015)
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