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Atmosphärisches Wochenbuch

Heute bitte Vertrauen

Raimund Schöll am 12.07.2015

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Der Ausgang des Griechenlandkrimis ist nach wie vor ungewiss. Im Lauf des heutigen Tages soll nun endgültig darüber entschieden werden, ob ein drittes Hilfspaket auf den Weg gebracht werden wird. Inzwischen ist heraus, dass Griechenland dafür über 70 Milliarden Euros benötigt, um einigermaßen über die Runden zu kommen die nächsten Jahre. Mehr also als vermutet. Aber das ist nur das eine, was die Stimmung dämpft und eine Lösung schwierig macht. Was schwerer zu wiegen scheint plötzlich, ist der weiche Faktor Vertrauen. Mit anderen Worten - man mißtraut: Warum sollte die griechische Regierung, die sich letzes Wochenende noch für ein OXI, also nein gegen den Spar- und Sanierungskurs votiert hat, jetzt plötzlich NAI, also ja sagen und engagiert die Modernisierung des Landes vorantreiben? Das ist die Frage, die medial zweifellos gut inszeniert, gestellt wird.

Ist aber das nicht genau der Punkt, um den es geht? Doch anders herum: Dass nämlich den Griechen noch nie vertraut wurde, all die letzten 5 Jahre nicht, und Europa, ausser auf einen strikten Sparkurs zu bestehen, nicht recht viel Vertrauen bildendes für das Land in Not getan hat, so dass dies wertvolle Gut besonders auf Seiten der Griechen gelitten hat. Ich frage mich, warum manche Europäer gerade jetzt mit "Vertrauen" zu Felde ziehen, wenn sie mit einer unsensiblen Troika-Politik doch selbst wenig Anlass dazu gegeben haben, dass es entstehen konnte?

Zweifellos ist ein grundlegender Modernisierungsprozess Griechenlands mehr als erforderlich sprich überlebensnotwendig. Und zweifellos ist Griechenland vorrangig selbst verantwortlich für seine pekäre Situation. Mit Klientelismus und Vetternwirtschaft hat man noch nie eine auf Dauer funktionierende und demokratisch organisierte Marktwirtschft hin bekommen. Aber gerade die Sache mit dem Vertrauen scheint mir kompliziert. Wenn vordergründig immer nur Zahlen Daten Fakten diskutiert werden, kommen wir nicht zum Punkt. Vertrauen kann nur durch Wechselwirkungen entstehen, auf keinen Fall aber, indem man es dekretiert, anmahnt oder gar sich für ein vermeintlich fehlendes selbst bemitleidet. Über Vertrauen und wie es entstehen kann, muss geredet werden. Genauso viel wie über Zahlen, Daten und Fakten. Man möchte den Politikern, vor allem aber auch den Technokraten des Sachzwangs in allen Lagern heute hierfür atmosphärisch eine gute Hand wünschen. NAI!

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