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Atmosphärisches Wochenbuch

Krise und Realität

Raimund Schöll am 19.06.2015

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Krisenherde. Wohin auch man guckt - Krisenherde: IS, Euro-Griechenlandkrise, Ukraine-Russland-Nato-Europa, Afrika, Himmalaya, Flüchtlingsdrama im Mittelmeer, Flüchtlingsdrama vor Australien etc. Dabei scheinen die primär durch Natur verursachten Krisen noch berechenbar, kommt einem vor. Jedenfalls im Verhältnis zu den direkt von Menschen verschuldeten sozialen, politischen, militärischen Krisen - und Rückfällen gar ins Mittelalterliche. Kürzlich erst die Meldung, dass der Krake „IS“ sich aufmacht, als nächstes nach Afghanistan auszugreifen. Intuitiv könnte man sich mit Recht und Verve nun ins Apologetische fallen lassen, sich zum Chorsänger eines finsteren Weltbildes aufschwingen, von denen es ja nicht wenige gibt die Tage. Die Abgesangschoräle, wie ich sie gern nenne, singen ja durchaus beherzt das Lied, man solle der Realität doch endlich ins Auge schauen. Homo homini lupus!

Ja, aber. Ein ABER, das ich gern mit Norbert Elias einwenden will: „Obwohl aber die Menschen in ihrem Umgang miteinander oft unzuverlässig und boshaft sind, gibt es doch auch viel Freundlichkeit, die sie einander schenken. Es gibt Vertrauen, das nie gebrochen wird. Wenn man eine gewisse Distanzierung aufbringt, ist unschwer zu sehen, dass die Menschheit auf ihrem ungeplanten Weg sogar in bezug auf die Humanisierung des sozialen Zusammenlebens viel erreicht hat und noch mehr erreichen kann; denn sie befindet sich ganz ohne Zweifel immer noch in einer Frühphase ihrer Entwicklung“ (aus Elias, N.: Über die Natur).

Bei all dem großen Engagement, die Dinge realistisch zu sehen, ist das ein Satz, den man sich einrahmen mag. Denn die Zeiten werden vorerst nicht besser, ist mein Gefühl, sagt der Realist in mir. Die Welt pubertiert - immer noch.

Kommentare

19.06.2015

Raimund

Ein zusätzlich bemerkenswertes Zitat von Norbert Elias: "Im Verhältnis von Menschen zu nicht-menschlichen Kräften ist der sozial geforderte und sozial gezüchtete Standard sowohl der Selbstbeherrschung wie der Beherrschung der Beziehungszusammenhänge, relativ hoch; im Verhältnis von Menschen zu Menschen ist der Standard beider sehr viel niedriger" (aus: Engagement und Distanzierung, 1987, S.23)
Up to date auch im Jahre 2015.

19.06.2015

Mats B.

... das aber immer schlechter, sollte das heißen. Tja, diese Korrekturprogramme ...

19.06.2015

Mats Bummels

Die Menschen sind schlecht - das habe immer schlechter. Immerhin.

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