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Atmosphärisches Wochenbuch

Leere Gesichter der Macht

Raimund Schöll am 28.07.2014

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In letzter Zeit hab ich mir hin und wieder Gesichter angeschaut. Bilder von Gesichtern sogenannter Staatsmänner. Nein nicht das von Herrn Junker, Frau Merkel oder Herrn Hollande. Ich hab mich für die Gesichter der Netanjahus und Putins, Kim Jong Uns, Assads und Erdogans interessiert. Und wie sich diese in der Öffentlichkeit inszenieren. Dem Rest der Welt trotzen, zeigen wer man ist, ohne Rücksicht auf Verluste, den Titan gebend, den vorgeblich unabwendbaren Vernichtungskampf gegen vermeintliche Feinde dabei anderen überlassend. Wissend, dass man sich selbst die Hände niemals schmutzig machen wird. Das sagen diese Gesichter. Und eine seltsame Leere scheint hin und wieder durch, wenn man genau hinsieht. So als ob gesagt sein soll: Wozu reden, müham verhandeln? Die Geschichtsbücher werden mich, den Gottgleichen, ohnehin prominenter stellen als all die Zauderer, Zögerer, Parlamentarier dieser Welt. Aber man darf sich nicht täuschen lassen: Es gibt Abnehmer dieses Blickes. Solche, die der Inszenierung des Starken und morbid Wehrhaften, der Verachtung des Anderen insgeheim huldigen, die schon immer darauf warten, endlich erlöst zu werden. Demokratiemüde, darunter auch Intellektuelle, die in den leeren Gesichtern der Macht ihr eigenes suchen, aber nicht finden werden.

(O.G., Tagebucheintrag, Juli 2014)

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