Atmosphärisches Wochenbuch
Lokruf gestern
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Bei der Fahrt durch Mannheim Richtung Rheinübergang nach Ludwigshafen kommt man - wenn man nicht den Weg durch die Innenstadt an Wasserturm und Rosengarten vorbei wählt - am Hauptbahnhof vorbei, und zwar dort, wo er seine eigentliche Funtkion erfüllt: an den Geleisen und Bahnsteigen.
Zuerst hörte ich sie. Ihr schnaufiges Pfeifen, Heulen eher, Anklang einer Wichtigkeit und Souveränität aus Bereitschaft zu arbeiten und dabei unverzichtbar scheinen zu wollen. Dann sah ich sie: es waren zwei, ineinander gehakt wie gekopelte Insekten, Waggons hintangehängt wie mitgenommen. Und dann roch ich sie: Dampf aus schwarzem Eisengeschehen. Und meine Kinder-Fahrten ins Ruhrgebiet längs des Rheins lebten in mir auf, mit etwas wie Sehnsucht, Wehmut und dabei störendem Öko-Gewissens-Getröpfel. Ankommen im hausfassadenschwarzen Hagen, dem Gestängebahnhof, dort erwartet vom Großvater, der mit dem Arm einen Halbkreis beschreibend gelassen ruhrpöttelnd versichert, das habe alles die CDU wieder aufgebaut, und dann in Wetter einfahrend, von der Burg, dem Stammhaus der DEMAG geschützt.
Ich passte meine Fahrgeschwindigkeit an, wollte sie so lange als irgend möglich sehen können. Sie fuhren aber davon, über den Rhein, die Brücke beseelend. Ich folgte, einsamer Lenker im belanglosen Blech. Aber dann das Glück: sie hatte gewartet, dampfend stand sie am Pfälzer Rheinufer, an der Bahnstation dort, schnaufend, heulend, zischmampfend. Wartend. Auf wen, wenn nicht auf mich.
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