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Atmosphärisches Wochenbuch

Musterwiederholung auf der Krim?

Raimund Schöll am 02.03.2014

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Russische Soldaten haben die ukrainische Krim teilbesetzt, zuerst inoffiziell mit militärischen Einheiten ohne Abzeichen, seit gestern fahren offiziell die Panzer auf. Man müsse und wolle der bedrohten russischen Mehrheit auf der Krim zu Hilfe eilen, hieß es auf russischer Seite, obwohl es bislang kaum einen Hinweis auf eine ernst zu nehmende Bedrohung gegeben hatte. Russland behalte sich das Recht vor, bei weiterer Gewalt im Osten der Ukraine und auch auf der Krim, seine Interessen und die Interessen der russischsprachigen Bevölkerung zu schützen, hatte Russlands Präsident Putin am Samstagabend in Telefonaten mit US-Präsident Barack Obama, dem kanadischen Regierungschef Stephen Harper, dem französischen Staatschef François Hollande und auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betont.

Die Ukraine indes mobilisiert sämtliche Reservisten, um sich gegen eine russische Aggression in das Hoheitsgebiet der Ukraine zu schützen. Interimspräsident Alexander Turtschinow hat volle Kampfbereitschaft angekündigt. Russland habe für einen "Akt der Aggression" keine Grundlage. "Alle Erklärungen über Gefahren für russische Staatsbürger oder russischsprachige Ukrainer sind erdacht", sagte er. Ministerpräsident Arseni Jazenjuk sagte: "Die Regierung der Ukraine wird alle Maßnahmen zur Wahrung von Ruhe, Ordnung und Stabilität ergreifen." 

Fast zwangsläufig fühlt man sich da an andere Zeiten erinnert: Als Hitler im September 1939 in Polen einmarschierte lautete der Vorwand, es habe kriegerische und antideutsche Aktivitäten auf Seiten Polens gegeben.Polen lehnte den von der deutschen Regierung geforderten Anschluss der Freien Stadt Danzig an das Deutsche Reich ebenso ab wie den Bau exterritorialer Verkehrsverbindungen durch den polnischen "Korridor" nach Ostpreußen. Seine Regierung stellte am 26. März 1939 klar, dass sie jede einseitige territoriale Veränderung als Kriegsgrund behandeln würde. Am 23. März leitete sie eine Teilmobilmachung der Streitkäfte ein, um einer handstreichartigen deutschen Besetzung Danzigs begegnen zu können.

Der Rest ist uns allen bekannt. Am 1. September 1939 marschierte Deutschland schließlich in Polen ein.

Hitlers Satz im Berliner Reichstag am Vormittag des 1. September 1939 lautete:.„[…] Polen hat nun heute nacht zum ersten mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! […]“

Bleibt die Hoffnung, dass den Ukrainern und vor allem Putin in den nächsten Tagen klügere Schachzüge und verantwortungsvollere Sätze als diese einfallen.

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