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Atmosphärisches Wochenbuch

Ordnung

Raimund Schöll am 25.03.2011

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Die Berta hat schöne Schuhe an, in denen sie ihre großen weißen Füße ordentlich versteckt. Hubert pinkelt auf der Party nicht in seinen Anzug, sondern ordentlich in die Kloschüssel.

In den Mülleimern liegt der Müll ordentlich durcheinander, in den Autos die Klorolle ordentlich auf der Hutablage. Auch beim Zeitung lesen sind die Zeilen ordentlich voneinander abgerückt, die Worte feinsäuberlich voneinander getrennt.

Fisch -und Vogelschwärme schwimmen und fliegen in Formation. Beim Essen gebrauchen wir Servietten, Messer und Gabel - der Ordnung halber. Neulich haben Putzfrauen in einer Ausstellung ein unordentliches Kunstobjekt eines Künstlers geschrubbt wegen des Rostes, der sich auf der alten Badewanne niedergelegt hatte. Und in Libyen wird auch gerade aufgeräumt, gründlich von zwei Seiten.

Wenn wir schlafen gehen, legen wir uns geordnet hin. Nach dem Schlafen werden wir nicht müde, die Träume, die wir bunt durcheinander geträumt haben, wieder zu  ordnen - "Weißt du Hubert, was ich geträumt habe?"

Kein Autofahrer, keine Hure, kein Geschäftsmann, weder Cowboy noch Clown können auf Dauer unordentlich sein.

Oh du Göttin der Ordnung, du Fluch und Segen unerfüllten Lebens, du Himmelsmacht und Teufelswerkzeug, du willst uns helfen, aber wir sind schon süchtig nach dir.

Merkst du das nicht?

Aus: Theo Dünnbiers Gedankenfluchten - Die Kunst den Überblick zu verlieren, unveröffentlichtes Manuskript, 2010 (Raimund Schöll)

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