Atmosphärisches Wochenbuch
Röhren und Käfer
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Im Amschluß an die schöne, erhellende (!) Tunnel-Untersuchung von gestern
Immer wieder wird die Röhren-Metapher bemüht, um ein unzureichendes Verständnis (!) von Kommunikation zu benennen. Ist aber diese Röhren-Metapher nicht eine Unter-Metapher (Metapher !) derjenigen, die Kommunikation in erster Linie als Transport-Geschäft versteht? Und ist es nicht diese, die uns auf die Jagd nach Chimären schickt?
Ein paradigmatsicher Fall der Sprachspiel-Methode ist das Käfer-Experiment aus Ludwig Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen
„Wenn ich von mir selbst sage, ich wisse nur vom eigenen Fall, was das Wort „Schmerz“ bedeutet, - mußich dasnicht auch von den Anderen sagen? Und wie kann ich denn den einenFall in so unverantwortlicher Weise verallgemeinern?
Nun, ein Jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was Schmerzen seien! –
Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir „Käfer“ nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schaun; und Jeder sagt, Er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. – Da könnte es ja sein, daß Jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, daß sich ein solches Ding fortwährend veränderte. – Aber wenn nun das Wort „Käfer“ dieser Leute doch einen Gebrauch hätte? – So wäre er nicht der der Bezeichnung eines Dings. Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel; auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel könnte auch leer sein. – Nein, durch dieses Ding in der Schachtel kann ´gekürzt werden´; es hebt sich weg, was immer es ist.
Das heißt: Wenn man die Grammatik des Ausdrucks der Empfindung nach dem Muster von ´Gegenstand und Bezeichnung´ konstruiert, dann fällt der Gegenstand als irrelevant aus der Betrachtung heraus.“
Oder: Wenn man die Grammatik des Ausdrucks (! ...) der Empfindung nach dem Muster von Transportmittel und zu Transportierendem konstruiert - was man nicht muss - dann ist gelingender Transport eigentlich gar nicht vorstellbar, es sei denn um den Preis nebulöser ätherischer Annahmen .... Überlegt Victor.
Kommentare
04.08.2015
R.S.
Da könnte man es mit Roland Barthes halten, der mal gesagt hat: Geschrieben stinkt Scheiße nicht.
Oder: Wer Scheiße sagt muss nicht zwingend *die* Scheiße meinen.
03.08.2015
MatO
Das steht außer Frage. Aber es geht eben ja hier nicht um Käfer - weder um wirkliche noch um gefühlte Gegenstände. Hier geht es um einen pseudowissenschaftlichen Jargon in der Wissenschaft wie in der Alltagsrede, der uns ein belastend schiefes Bild davon vermittelt, was passiert, wenn wir röhren wie die Hirsche :-))
03.08.2015
R.S.
Das ist das Problem jedweden Gefühsjargons. Und trotzdem lohnt es sich hin und wieder über die Käfer zu reden :-)
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