Atmosphärisches Wochenbuch
Schminken
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Beim heutigen Besuch des Milton-Erickson-Institutes in Heidelberg durfte ich wieder einmal einen schönen Gedanken von Sonja Landvogt mitnehmen – den ich hier allerdings in meinen Worten wiedergeben muss, und sei es, um sie davon zu entlasten, dass ich ihn vielleicht einer Dimension beraubt habe, den er hätte, würde sie hier schreiben: Sportfeste wie die Herren-Fussball-Europa-Meisterschaft seien ähnliche Anlässe wie irgendwelche Katastrophen, kurz der Einsamkeit und Unbezogenheit zu entrinnen. Auch von daher erkläre sich, warum die Fan-Meilen und andere öffentliche Orte mit Übertragungsangebot so voll seien. Public Viewing als eine Art organisierter Schau-Lauf derer, die sonst nur ihre jeweilige Einsamkeit unüberbrückbar verbindet. Das Angebot, das Sportereignis mit einem Katastrophen-Muster zussammenzuschauen, fand ich sehr neu, und attraktiv obendrein. Ich stelle mir Millionen von Menschen vor, die nach dem Public Viewing - das ja auch immer eine Publikation seiner selbst ist, in welcher Masse auch immer - alleine in Bädern stehen und sich abschminken, – was auch immer.
Kommentare
23.06.2012
Raimund
Da hat Sonja den Nerv gut getroffen, finde ich. Die Einsamkeit scheint in der Tat wie ausser Kraft gesetzt beim Fußball. Ist ja o.k so weit.
Doch leider gesellt sich anscheinend bei dieser EM durch die Hintertür auch noch so eine Art salonfähiger Chauvinismus dazu. Heute in den Gute-Laune-Radio-Sendern vor dem Deutschland - Griechenland Spiel war allseits der Tenor, die Griechen mögen von uns Deutschen ordentlich eins auf die Mütze kriegen. Raus aus dem Euro, raus aus der EM. Ha Ha! Ein Sprecher fand sich lustig, indem er meinte, er würde dieses Jahr den Griechenlandurlaub sowieso ausfallen lassen. Das täte den Griechen nicht schlecht. Fürs nächste Jahr würde er sich's dann aber wieder überlegen, ob er sich in Kreta wieder an den Strand legt, um die Sonne und das gute Olivenöl zu genießen. Ha Ha! Dann der Tusch zum tollen Wochenendwetter, das man nur ja genießen solle im Biergarten und anderswo. Am Montag würde schließlich ja wieder hart gearbeitet werden.
Armes einsames Deutschland!
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