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Atmosphärisches Wochenbuch

Unglaublich. Wahnsinn.

Matthias Ohler am 30.05.2010

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Ein lohnender und allemal lustiger Fokus bei der Beobachtung von Großereignissen wie dem European Song Contest ist der auf die Formulierung von Gefühlen und die damit einhergehenden atmosphärischen Wirkungen. "Unglaublich", "Wahnsinn", diese beiden Figuren werden am häufigsten bemüht. Sie entfalten ihre Wirkung sofort und direkt. Sie, und ihre nächsten Nachbarn, werden von den Moderatoren solcher Events immer wieder eingefordert. Damit ist einigermaßen gewährleistet, daß die atmosphärische Kontrolle erhalten bleibt und die Kameras das einfangen können, was verlangt wird. Alles ist Wahnsinn, alles ist unglaublich, und damit ist alles wie immer. Moderatoren sind Atmosphären-Kontrolleure, die Kameras und berechneten Wirklichkeiten führen die Augen und Emotionen der Zuschauenden. Kerners Rausschmiss seines Gastes Eva Herman ist ein beredtes Beispiel für die Grenzmacht von Moderatoren und Sendern. Gestern lief es leiser:

"Ich weiß gar nicht, wo ich hin soll. Ich quatsche einfach noch ein bisschen weiter", begann Lena Meyer-Landrut - da kam der cut. Und die offizielle eurovision-website verkauft das so: "Mit diesem Satz verabschiedete eine glückliche Lena Meyer-Landrut die deutschen Fernsehzuschauer ..." Unglaublich. Und wahnsinnig schade.

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