Atmosphärisches Wochenbuch
Wartegate - Flughafen HH
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Ein silbergrau melierter Mann sitzt auf einer schwarzen Lederbank des Wartegates. Seine lodengrüne Jacke hat er auf seinen ausgefahrenen Koffergriff aufgehängt. Als ob die Jacke frei über dem Koffer schwebte. Ein Bild fast wie bei René Magritte. Der Mann schläft. Ich höre sein Pusten und Schnaufen, gerade mal 10 m von ihm entfernt. Von hinten nähern sich meiner Sitzbank Stimmen. Zwei Putzfrauen in roten Kitteln. Sie sprechen gebrochenes Deutsch und bleiben neben mir stehen. Inzwischen ist es Nacht geworden. Draußen rollen Flugzeuge wie in Zeitlupe an die Gates heran. Die Turbinen pfeifen und rauschen, so als ob sie sich nicht entscheiden könnten, in welcher Tonart sie ihr Lied singen sollen. Hinter mir spricht ein jüdischer Fluggast sein Gebet. Ich entdecke mich - im Fenster gespiegelt, dazu der Presse-Buchshop gegenüber, andere Fluggäste und die Türen des WC zu einem schemenhaften Bild vereint. Die Flugzeuge rollen weiter - unbeeindruckt.
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