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Atmosphärisches Wochenbuch

Wittgenstein im Odenwald

Matthias Ohler am 06.09.2011

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Otl Aicher hat während eines Vortrags 1989 - anlässlich des 100. Geburtstages von Ludwig Wittgenstein - über die gerade Wand als kulturelle Leistung gesprochen. Ein bemerkenswerter Fokus auf ein wenig bemerktes Phänomen. An dem Haus, das Wittgenstein in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts für seine Schwester entwarf, erschien Aicher bemerkenswert der Gedanke, daß durch die glatten weißen zurückhaltenden Wände vor und in diesen der Raum entsteht für die Menschen. Nur für diese sind sie da, damit diese sich davor und darin zeigen können.

Die neuen Gebäude der systelios-Klinik in Siedelsbrunn - verwirklicht von den Architekten Reinhart Strümpfel und Lukas Reinhard - erscheinen mir kongenial diesem Gedanken, und sie führen ihn bedeutsam weiter. Die atmosphärische Zurückhaltung und der Verzicht auf großspurige Botschafterei schaffen den Raum für atmosphärisches Geschehen von und für Menschen. Klarer und einladender kann man ein Gesundheitsangebot architektonisch - und damit amtosphärisch - nicht machen. Hier treffen sich Systemtheorie und Atmosphärologie materialisiert im Bau. Aus meiner Sicht jedenfalls. Chapeau.

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